Unser Gesundheitswesen wird zurzeit durch vielerlei Entwicklungen geprägt.
So stehen wir einem
Fachkräftemangel gegenüber, der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wahrscheinlich stark zunehmen wird und
durch den demographischen Wandel zusätzlich verstärkt wird [1]. In einigen Fachbereichen werden die personalen Engpässe derzeit schon spürbar. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die lange Wartezeit, um einen Psychotherapieplatz zu erhalten. So hat die Bundes-Psychotherapeuten-Kammer ermittelt, dass 2019 im Durchschnitt 142 Tage - das sind mehr als viereinhalb Monate - zwischen dem Erstgespräch und dem Therapiebeginn verstrichen und mehr als 10% der Betroffenen über ein Jahr auf ihre Therapie warten mussten [2].
Genau deshalb sind ergänzende Gesundheitsangebote wie das Gesundheitscoaching gefragt. Sie schaffen attraktive Berufsmöglichkeiten und können dazu beitragen, eine Überlastung der vorhandenen Strukturen und des Personals zu verhindern oder zumindest abzumildern.
Gleichzeitig ist zu erwarten, dass sich das Renteneintrittsalter nach hinten verschieben wird. Das bedeutet, dass in Zukunft mehr ältere Personen arbeiten werden. Gesundheitscoaching ist eine Tätigkeit, die körperlich nicht belastend ist und somit für Interessierte aus allen Bereichen der Gesellschaft und für ältere Fachkräfte des Gesundheitssektors eine chancenreiche berufliche Umschulungsmöglichkeit bietet [1].
Diese Entwicklungen zeigen den Bedarf an neuen, innovativen Ansätzen. Doch wie können diese aussehen?
Betriebliche Gesundheitsförderung – Gesundheit im Arbeitskontext
Maßnahmen der Krankheitsprävention und Strategien der Gesundheitsförderung stellen erfolgsversprechende Methoden dar, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und erlangen immer mehr Aufmerksamkeit im Gesundheitswesen und von der Bevölkerung. Anstelle der bislang eher passiven Rolle der zu versorgenden Person werden heute vorzugsweise Konzepte eingesetzt und gefordert, in denen sich die Betroffenen aktiv für ihre Gesundheit engagieren und selbstbestimmte Entscheidungen treffen.
Auch in Unternehmen ist dieser Trend zu beobachten. Mehr und mehr Betriebe führen eine betriebliche Gesundheitsförderung (kurz: BGF) ein, lassen Mitarbeitende im Gesundheitskontext weiterqualifizieren, gestalten ihre Arbeitsplätze gesundheitsförderlicher und organisieren betriebsinterne Gesundheitsangebote.
Abbildung: Medizinischer Dienst Bund und GKV Spitzenverband (2022): Betriebliche Gesundheitsförderung, in: Medizinischer Dienst Bund (Hrsg.), Präventionsbericht 2023: Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung: Primärprävention und Gesundheitsförderung, Leistungen der sozialen Pflegeversicherung: Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen, Berichtsjahr 2022, S. 78.
All diese Bereiche bieten daher vielfältige Möglichkeiten für die Einführung neuer bzw. bisher noch wenig etablierter Angebote wie das Gesundheitscoaching eines darstellt [3].
Was ist überhaupt Gesundheitscoaching – und was ist es nicht?
Gesundheitscoaching ist somit ein erfolgsversprechendes Gesundheitsangebot, das in vielen Bereichen des Gesundheitswesens zukünftig unterstützend wirken kann. Doch was genau ist Gesundheitscoaching eigentlich?
Definition von Gesundheitscoaching
Gesundheitscoaching, im Englischen als "health coaching" bekannt, stellt einen Überbegriff dar, der diverse motivationale und kommunikative Techniken des Coachings umfasst und Bezüge zu unterschiedlichen theoretische Modelle herstellt. Zu diesem Zeitpunkt gibt es daher keine einheitliche Definition von Gesundheitscoaching, sondern eine Vielzahl an Beschreibungen, die sich stark ähneln, mitunter jedoch verschiedene Elemente betonen. Zum vereinfachten Verständnis werden deshalb die in der Mehrheit von Auffassungen enthalten zentralen Charakteristiken für Gesundheitscoaching einmal benannt.
Darunter fallen zum Beispiel:
[4; 5; 6]
In der Weiterbildung zum Gesundheitscoach nutzen wir folgende Definition:
„Gesundheitscoaching zielt in erster Linie auf die Entwicklung gesundheitsförderlicher Haltungen und Potenziale ab.
Gesundheitscoaching verstärkt die Befähigung von Menschen, sich für gesündere Alternativen zu entscheiden.
Gesundheitsförderliches Verhalten wird somit als Konsequenz veränderter Haltungen und entwickelter Potentiale betrachtet.
Daraus ergibt sich ein veränderter Lebensstil. Dieser Veränderungsprozess wird durch die Instrumente des Coachings verstärkt und stabilisiert."
Wir sagen immer wenn man die Definition am Ende der Weiterbildung versteht, haben wir alles richtig gemacht ;)
Wer sich noch weiter in die Thematik des Gesundheitscoaching einlesen möchte, findet dazu interessante Einblicke im Blogartikel von Sina Schneider: Was macht eigentlich ein Gesundheitscoach?
Der Coachingbegriff-Dschungel
Aufgrund des in den letzten Jahren gestiegenen Interesses am Coaching haben sich viele weitere, ähnlich klingende Begriffe entwickelt, hinter denen jedoch Konzepte stecken, die sich vom Gesundheitscoaching unterscheiden. Oft werden die aus dem Englisch stammenden Bezeichnungen im Deutschen übernommen. Dazu zählen "lifestyle coaching", "life coaching" und "wellness coaching". Vereinfachend kann man sich dazu merken, dass sich diese Coachingformen schwerpunktmäßig nicht mit Gesundheitsanliegen, sondern mit allgemeinen Themen des alltäglichen Lebens und Wohlergehens beschäftigen [7; 8; 9].
Erschwert wird das Verständnis von Gesundheitscoaching zusätzlich dadurch, dass dies kein geschützter Begriff ist. Das bedeutet, dass sich prinzipiell jede Person als Gesundheitscoach bezeichnen darf, ganz gleich, ob es sich dabei um eine vollausgebildete Fachkraft oder eine Person ohne Qualifikation handelt.
Das Gesundheitszentrum Blütenhof setzt sich für die Qualitätssicherung des Gesundheitscoaching-Konzept ein, indem es mit der
Weiterbildung zum Gesundheitscoach ein vielfach erprobtes Qualifizierungsangebot anbietet. Wie im Anschluss der Einstieg in das Berufsleben als Gesundheitscoaching gelingen kann, ist im
Interview mit Gesundheitscoach Susanne Uckun nachlesbar.
-Gesundheitscoaching für ALLE - Diversitätssensibles Gesundheitscoaching
Unsere Lebenswelten sind vielfältig und das sind auch die Menschen, die darin leben!
Im Rahmen von Diversität können vor allem benachteiligte und vulnerable Gruppen von Gesundheitscoaching profitieren.
Dies lässt sich mithilfe der Diversitätsdimensionen, auch als Vielfaltsdimensionen bezeichnet, verdeutlichen [6].
Das Modell veranschaulicht Eigenschaften, die sich auf das Lebenin der Gesellschaft auswirken (können) und soll als ganzheitlicher Ansatz gegen Diskriminierung und für mehr Chancengleichheit wirken.
Es besteht aus drei Ebenen, in deren Zentrum die Persönlichkeit des Individuums zu finden ist. Der innere Kreis besteht aus sieben Merkmalen der Person, die als beinahe unveränderlich gelten. Sie haben die größten Auswirkungen auf die Ein- oder Ausgrenzung des Individuums. Die beiden anderen Kreise stellen die äußere und "organisationale" Ebene dar.
Je weiter ein Merkmal von dem Inneren des Modells entfernt ist, desto veränderbarer ist es [11].
Abbildung: charta der Vielfalt: https://www.charta-der-vielfalt.de/fuer-organisationen/vielfaltsdimensionen/ der Diversitätsdimensionen [04.12.2024].
Im Coaching werden vorrangig Ziele auf der äußeren Ebene definiert. Beispiele bilden das Freizeitverhalten, die individuellen Gewohnheiten, die Rolle als Elternteil oder im Beruf. Da all diese Bereiche maßgeblich von den Merkmalen auf der inneren Ebene beeinflusst werden, sind diese jedoch im Coaching stets zu berücksichtigen. Es ist daher sinnvoll, bereits in der Coachingausbildung spezielle Kompetenzen zu vermitteln, um ein diversitätssensibles Coaching zu ermöglichen.
-Gesundheitscoaching für Personen, die ihr Verhalten ändern möchten
Sei es eine gesündere Ernährung, ein aktiverer Lebensstil oder das Ablegen schlechter Gewohnheiten, Gesundheitscoaching kann dabei helfen diese Ziele zu erreichen. Und das auch langfristig und nachhaltig!
Die Grundlage des Coachingprozesses bilden hierbei insbesondere Modelle der Verhaltensänderung und Motivation.
Zu Beginn des Coachings werden meist unbewusste Glaubenssätze und Verhaltensmuster erst einmal ins Bewusstsein gerufen,
ihr Zweck reflektiert und hinterfragt. Anschließend werden günstigere Handlungsalternativen besprochen und die Stärken, Ressourcen und für die Person motivierend wirkenden Faktoren identifiziert.
Auf diesen aufbauend wird dann gemeinsam ein individueller Plan erarbeitet. Dieser besteht in der Regel aus messbaren, kleinschrittigen Zielen, um die Motivation zu erhalten und durch erste Erfolge die Selbstwirksamkeit zu steigern. Zudem werden die Lebensumstände und mögliche Hindernisse berücksichtigt, damit der Plan alltagsnah ist und Strategien zur Bewältigung von Problemen bereitstehen, sollten diese auftreten. In den regelmäßigen Coachingsitzungen kann die Umsetzung besprochen, Erfahrungen und Gefühle können reflektiert und notwendige Anpassungen vorgenommen werden.
Falls nötig kann ein Gesundheitscoach den/die Klient*in zeitgleich oder am Ende des Coachings an weitere Unterstützungsangebote, wie medizinische Dienste oder Selbsthilfegruppen, verweisen.
Die Wirksamkeit von Gesundheitscoaching zeigt sich zum Beispiel bezüglich eines erhöhten Aktivitätsniveaus und Gewichtsmanagement sowie einer gesünderen Ernährungsweise. Auch das Ziel, das Rauchen aufzugeben, kann mithilfe von Gesundheitscoaching unterstützt werden. Weitere Effekte die das Gesundheitsverhalten betreffen, sind unter anderem regelmäßige Besuche der ärztlichen Sprechstunde, eine bessere Kommunikation mit Fachkräften des Gesundheitswesens und allgemeine Verhaltensweisen der Selbstfürsorge [4; 5; 6].
-Gesundheitscoaching für Kinder und Jugendliche- Implementierung in Schulen
Präventive Angebote wie das Gesundheitscoaching haben speziell für das Kindes- und Jugendalter ein großes Potenzial.
Denn in diesen prägenden Jahren können gesunde Gewohnheiten etabliert und so die Grundlage für einen gesunden Lebensstil geschaffen werden.
Vor allem Übergewicht und Adipositas, bedingt durch eine ungesunde Ernährungsweise und ein geringes Aktivitätsniveau, sind ernstzunehmende Probleme, die vermehrt in jungen Jahren auftreten und eine Vielzahl von Krankheiten wie beispielsweise Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. So schildert eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, dass 9,5% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig und 5,9% adipös sind [12].
Durch individuelles Coaching, das auf die Interessen, Stärken und Ziele sowie Ressourcen und Lebensumstände der Jugendlichen und Kinder eingeht, können Verhaltensänderungen zielgerichtet und nachhaltig erreicht werden. Auch die Coachingmethoden können so gewählt werden und angepasst werden, dass sie den Kindern bzw. Jugendlichen Spaß bereiten anstatt als auferlegtes Gesundheitsprogramm erlebt werden.
Auch für die psychische Gesundheit bietet Gesundheitscoaching für junge Menschen eine Vielzahl an Chancen.
Über die Hälfte aller psychischen Erkrankungen entwickelt sich schon vor dem 19. Lebensjahr. Laut der Bundes-Psychotherapeuten-Kammer erkranken innerhalb eines Jahres fast 20% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einer psychischen Störung [13]. Im Coaching können gemeinsam individuelle Stärken entdeckt, belastende Ereignisse oder Umstände besprochen und geeignete Bewältigungsstrategien für herausfordernde Situationen entwickelt werden.
Unterstützung zur frühen Erkennung von psychischen Problemen sowie konkrete Hilfestellungen bietet zudem der MHFA Ersthelfer*innen Kurs, der von Gesundheitscoach Susanne Uckun regemäßig im Blütenhof veranstaltet wird.
Um junge Menschen und besonders vulnerable Personen, also beispielsweise Kinder bzw. Jugendliche mit geringen finanziellen Ressourcen, wenig Deutschkenntnissen und/oder höherem Erkrankungsrisiko zu erreichen, kann die Implementierung von Gesundheitscoachingangeboten bzw. -programmen in Schulen sinnvoll sein. Neben den bereits benannten Effekten können schulbezogene Themen wie Leistungsdruck und Mobbing besprochen und bei Bedarf passende Unterstützungsangebote systemisch vermittelt werden.
Derzeit wird der Einsatz sogenannter Mental Health Coaches in Schulen bereits erprobt. Das Bundesprogramm mit dem Leitsatz: „Sagen was ist – tun was hilft“ läuft seit Ende letzten Jahres in mehr als 100 Schulen im ganzen Land und soll als primärpräventives Angebot unter anderem die Resilienz von Schüler:innen stärken, Wissen vermitteln und die Kontaktaufnahme zu Hilfsangeboten vereinfachen [14].
-Gesundheitscoaching für Erwerbstätige - Implementierung in Unternehmen
Auch das mittlere Erwachsenenalter ist eine Lebensphase, die durch viele Veränderungen und Herausforderungen geprägt wird.
Gesundheitscoaching kann für Menschen, die sich in einer lebensverändernden Phase befinden, wie es zum Beispiel bei einer Schwangerschaft, Trennung oder dem Auszug der Kinder der Fall ist, eine Unterstützungsleistung darstellen, um mit Stressoren gut umgehen zu können und negative gesundheitliche Folgen zu vermeiden bzw. auf einem Minimum zu halten.
Gesundheitscoaching kann außerdem für Menschen hilfreich sein, die eine generelle und/oder psychische Belastung verspüren, beispielweise durch ihre Arbeit.
Laut dem Statistischen Bundesamt haben sich 2020 25% der Erwerbstätigen, d.h. jede vierte Person, psychischen Belastungen ausgesetzt gefühlt. Zeitdruck und Arbeitsüberlastung werden als stärkste Stressoren wahrgenommen [15].
Durch ein konstant erhöhtes Stresslevel kann es zu Herzkreislauferkrankungen kommen und die psychische Anspannung kann zu Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Migräne sowie Depressionen und Burnout führen [16].
Diesen Gesundheitsschäden kann durch Gesundheitscoaching vorgebeugt werden, indem Veränderungsprozesse, andere Denkweisen und/oder das Setzten von Grenzen angestrebt und/oder Entspannungsmethoden eingeübt werden [4].
Personen, die jedoch Überforderung und Stress verspüren, haben meist weder die zeitlichen noch die mentalen Ressourcen, neben den Anforderungen des Alltags Gesundheitscoachingprogramme zu recherchieren und dann regeläßig in Anspruch zu nehmen. Unternehmen bieten daher eine gute Möglichkeit, Gesundheitscoaching in den Alltag von erwerbstätigen Personen zu bringen ohne das dies als zusätzlicher Stressor wirkt. Zum einen können Personen mit ihren persönlichen Anliegen unterstützt werden, zum anderen können Belastungszustände am Arbeitsplatz gesenkt und so eine gesunde Arbeitswelt gefördert werden.
Aber auch die Arbeitgeber:innen profitieren von der Implikation einer solchen Maßnahme, denn die Anzahl an Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen steigt. Der DAK Psychreport 2023 ermittelt einen neuen Höchststand für das Vorgängerjahr mit rund 301 Fehltagen durch psychische Krankheit je 100 Versicherte. Da am stärksten Beschäftige aus dem Gesundheitswesen betroffen sind, bietet Gesundheitscoaching zudem eine Strategie bezüglich des Fachkräftemangels, um das Berufsfeld näher an den Bedürfnissen der Fachkräfte auszurichten [17].
Aber auch bei Gesundheitsrisiken und Beschwerden, die oft mit langanhaltenden sitzenden Tätigkeiten einhergehen, wie Rückenschmerzen, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kann Gesundheitscoaching sinnvoll sein. Es kann Angestellte motivieren und darin unterstützen, mehr Aktivität in ihren Alltag zu integrieren und so eine Balance fördern [18].
Ein betriebliches Gesundheitscoaching ist somit nicht nur für Beschäftigte ein vielversprechendes Angebot der Prävention und Gesundheitsförderung, sondern ist auch ein attraktives Mittel für Arbeitgeber:innen, um personalen Ausfällen vorzubeugen, finanzielle Einbußen zu senken und dem Fachkräftemangel in ihrer Branche mithilfe von besseren Arbeitsbedingungen entgegenzuwirken.
Die vielfältige Wirkung von Gesundheitscoaching
-Gesundheitscoaching für Personen mit Erkrankungen
Gesundheitscoaching kann grundsätzlich bei Patienten und Patientinnen mit verschiedenen Krankheitsbildern wirksam sein.
Zum Beispiel kann der Fokus des Coachings auf dem Umgang mit Schmerzen oder anderen Symptomen gelegt werden, indem Strategien erarbeitet und eingeübt werden, um besser damit umgehen zu können. Aber auch psychische Belastungen, wie Ängste, Sorgen und Schwierigkeiten finanzieller, beruflicher und sozialer Natur, die oft mit (chronischen) Krankheiten einhergehen, können in den Sitzungen besprochen und eine Zukunftsperspektive entwickelt werden. Beispielsweise kann die Sichtweise auf die eigene Gesundheit und den Körper um Selbstfürsorge und Selbstwirksamkeit erweitert werden.
Auch bei schwierigen und komplexen Entscheidungen, wie sie im Rahmen von Behandlungsplänen häufig auftreten sowie bei praktischen Aspekten wie herausfordernden Alltagsaufgaben und bei dem Management von Terminen, Medikamenteneinnahmen und Therapien kann Gesundheitscoaching hilfreich sein.
Speziell bei chronischen Krankheiten zeigt sich die Wirksamkeit von Gesundheitscoaching auf vielen Ebenen.
Auf der körperlichen Ebene kann sich dies bei Diabetes Mellitus in Form von niedrigeren Blutzuckerwerten, und bei erhöhten Cholesterinwerten und Bluthochdruck durch eine Senkung dieser äußern. Die psychische Ebene zeigt beispielsweise positive Effekte bezüglich der Selbstwirksamkeit, Motivation und Einstellung gegenüber der Erkrankung. Auf der Verhaltensebene lässt sich in vielen Fällen eine mit den ärztlichen Empfehlungen besser übereinstimmende Medikamenteneinnahme beobachten [4; 7; 10].
Auch bei psychischen Störungen kann Gesundheitscoaching eine positive Wirkung zeigen. Zum Beispiel kann es helfen, bei Depressionen oder Angststörungen die Symptome zu verbessern, die Selbstwirksamkeit zu stärken, Veränderungen in Denkprozessen zu fördern und Verhaltensmuster erkenntlich zu machen und aufzubrechen. Aufgrund der bereits erwähnten langen Wartezeit für einen Therapieplatz kann Gesundheitscoaching je nach Schweregrad der Erkrankung eine sinnvolle Alternative bzw. ein Übergangsangebot darstellen. Der Erwerb einer spezifischen Qualifikation ("mental health coaches") kann in diesem Kontext sinnvoll sein [6].
Eine weitere Anzahl an Krankheitsbildern umfasst die Gruppe der
Suchtkankheiten. Gesundheitscoaching kann hier besonders dabei helfen, die Ursache hinter der Sucht aufzuarbeiten, gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln und einzuüben und diese alltagsnah zu erproben.
Zwar ist die Studienlage bisher noch dünn, jedoch weist die bestehende Literatur auf ein großes Potenzial von Gesundheitscoaching hin. Durch die vielfältigen Methoden, Formate, Medien und Einsatzmöglichkeiten können viele verschiedene Menschen erreicht und ihre spezifischen Bedürfnisse und Ziele thematisiert werden. Besonders vulnerable Personen(gruppen) können von Gesundheitscoaching profitieren wodurch gleichzeitig ein aktiver Beitrag zu mehr Chancengleichheit geleistet werden kann.
Deine Neugier ist geweckt und du hast Interesse selbst Gesundheitscoach zu werden?
Dann schau doch gerne bei unserer Weiterbildung zum Gesundheitcoach vorbei!
Literatur: